Weltwassertag 2020: Die Corona-Krise offenbart weltweite Hygienemängel
Händewaschen mit Seife ist Pandemieschutz – in Deutschland und weltweit
Die COVID-19 Epidemie greift um sich. Neuartige Viren oder Multiresistente Keime kennen keine Grenzen. Sie entstehen in der Regel dort, wo hygienische Mängel am gravierendsten sind. Obwohl führende Hygieneforscher dem Händewaschen mit Seife im Kampf gegen Pandemien eine ähnliche hohe Bedeutung wie dem Impfen beimessen, haben 36 % der Schulen weltweit keine Handwaschvorrichtungen. Die German Toilet Organization fordert, dass Deutschland die internationale Verantwortung annimmt und das Thema Hygiene auf die Agenda der G7 und ihrer EU Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr dieses Jahres setzt.
Thilo Panzerbieter von der German Toilet Organization erklärt, dass auch in Deutschland die Hygiene nicht mehr den Stellenwert habe, den sie für einen wirkungsvollen Infektionsschutz haben sollte. Laut einer Studie der SRH Hochschule Heidelberg waschen sich nur 38 % die Hände mit Wasser und Seife sowie der erforderlichen Gründlichkeit von 20 Sekunden. In deutschen Schulen fehle Seife und Klopapier. Eine ausreichend hygienische Reinigung von Schultoiletten sei in vielen Kommunen dem Sparzwang zum Opfer gefallen. Schul-Hygienepläne die dem Infektionsschutz dienen sollten, würden in den Schubladen der Schulverwaltung versauern. Da verwundere es nicht, dass Schulschließungen zum Mittel der Wahl gegen die Pandemie werden.
Die GTO wurde vor knapp 15 Jahren gegründet, um die globalen Missstände in der Sanitärversorgung und Hygiene zu bekämpfen, zuerst in Afrika und Asien – seit 2010 aber auch in Deutschland. In der Bundesrepublik sieht die GTO die Politik in der Pflicht, nicht nur auf eine Aufwertung der sanitären Infrastruktur in Schulen zu setzen, sondern die Themen Hygiene und Sanitärversorgung auch regelmäßig im Unterricht zu verankern. In Kooperation mit der Bundesschülerkonferenz und dem Bundeselternrat veranstaltete die GTO bereits zweimal die bundesweiten „Toiletten machen Schule“-Wettbewerbe zur Verbesserung der Hygiene und Sanitärversorgung an Schulen. Sie stellt Schulen Handreichungen und Methoden zur Verfügung, um ihre eigene Lage zu verbessern. In Deutschland plant die GTO nun eine wissenschaftliche Erhebung zur Sanitärsituation an Schulen sowie einen nationalen Schultoilettengipfel.
Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat die GTO die Schulwettbewerbe auch in Uganda und Pakistan durchgeführt, denn global ist die Situation noch gravierender. Jede dritte Schule weltweit hat keine sichere Schultoilette. Eine rasche Verbreitung von COVID 19, der Grippe und Durchfallerkrankungen wie Cholera und Typhus ist unter solchen Bedingungen unvermeidbar.
Die GTO und Entwicklungsexperten der GIZ zeigen, dass die Lösungen simpel sein können und pro Kopf nicht viel kosten müssen. So hat die GIZ mit Finanzierung des Bundesentwicklungsministeriums und mit Wissenschaftlern der FH Potsdam den WASHaLOT 3.0 entwickelt, eine Gruppenhandwaschstation, an der sich bis zu 20 Kinder gleichzeitig die Hände mit Seife waschen können. Dafür ist kein Wasseranschluss nötig. Der Wasserverbrauch könnte dabei auf 150–200 ml pro Kind reduziert werden, womit der WASHaLOT auch in wasserarmen Regionen der Welt Anwendung finden kann. Studien haben gezeigt, dass das regelmäßige Gruppenhändewaschen eine erstaunlich effektive Maßnahme ist, um Schülern das Händewasche beizubringen und als dauerhaftes Verhalten zu verankern. Die GTO ist der Überzeugung, dass in Zeiten der COVID-19 Pandemie Vorrichtungen wie das WASHaLOT 3.0 auch hier in Deutschland für den Pandemieschutz einen wichtigen Beitrag leisten können.